Das Lied der Anderen
Ist es unausweichlich, dass sich die Geschichte mit all ihren Albträumen immer wieder wiederholen muss?
Aufgewachsen in einer Zeit, in der in vielen Ländern Europas Aufbruchsstimmung herrschte, in der alte Denkmuster überwunden schienen und nationale Grenzen abgebaut wurden, sieht sich der Autor mit dieser existenziellen Frage konfrontiert. Er beginnt eine filmische Recherche, und folgt dabei den Spuren alter Verwerfungen quer durch Europa.
Die Begegnungen unterwegs führen ihn Schritt für Schritt tiefer in die Frage nach unserem Umgang mit Geschichte und Erinnerung. Und sie lassen ihn Muster erkennen, die von Generation zu Generation weitergereicht werden und in denen wir als Gesellschaft gefangen zu sein scheinen. Er trifft auch auf zahlreiche Menschen, die in ihrem Denken und Handeln Ziele verfolgen, die ausserhalb kurzfristigen Zweckdenkens liegen.
Im Film fügen sich diese Begegnungen zu einem Chor, der auf Wege in eine Zukunft ausserhalb der sich wiederholenden Albträume verweist, die diesen Kontinent seit Jahrhunderten prägen.
«Unser Chor Pontanima entstand im Grunde aus dem Krieg. Menschen unterschiedlicher Religionen und nationaler Herkunft kamen zusammen... vereint durch die gemeinsame Liebe zur Musik, das nährte den Geist unseres Chores.»
Dirigentin des Pontanima Chores, Sarajevo. Dirigentin, Dozentin für Pädagogik und Musiktheorie.
«Wir waren immer überzeugt, dass unsere eigenen Überzeugungen uns ermutigen sollten, auf den anderen zuzugehen. Ihre Lieder zu singen. Das Singen als eine Einladung, einander kennenzulernen. Mach einen Schritt auf den anderen zu, nicht um ihn zu assimilieren, sondern um persönliches Wachstum zu erfahren.»
"Mit jeder Granate, jeder Mine, die du beseitigst, rettest du potentiell ein Leben. Wenn nicht sofort, dann vielleicht in zehn Jahren oder vielleicht in hundert Jahren [...] Du beseitigst eine potenzielle Gefahr für eine Frau, für ein Kind, für wen auch immer."
Mitarbeiter des Kampfmittelräumdienstes von DOVO (EOD / Explosive Ordnance Disposal), einer Spezialeinheit der Belgischen Streitkräfte, die Kriegsmunition birgt und entschärft.
"1,5 Milliarden Granaten wurden vor hundert Jahren im 1. Weltkrieg verschossen, von denen rund ein Drittel nicht explodiert ist. Am 11. November 1918 lagen hier also rund 500 Millionen Granaten rum, irgendwo im Boden…"
«Die Vergangenheit nährt die Gegenwart und die Zukunft. Erinnerung ernährt das menschliche Denken, so wie der Boden seine Pflanzen ernährt.»
Schriftsteller aus Sarajevo. Dramatiker, Essayist, Dramaturg und Literaturwissenschaftler.
Während des Bosnienkrieges wurde Sarajevo vier Jahre lang von serbischen Milizen belagert (1992–1996). In dieser Zeit wurde die Nationalbibliothek Vijećnica mutwillig mit Phosphorgranaten beschossen und ist mitsamt 2-3 Millionen Büchern und Manuskripten ausgebrannt. 20 Jahre nach der Zerstörung wurde das Gebäude renoviert und dient heute Repräsentationszwecken und kann für Hochzeiten und Firmenanlässe gemietet werden.
«Dieses Gebäude hat heute keine Erinnerung mehr. Nichts erinnert sich hier mehr an die jungen Menschen, die hier studiert und geträumt haben – nichts. Es ist ein Ort, an den ausschliesslich Touristen kommen. Und in einer Welt, in der Tourismus herrscht, ist niemand Zuhause.»
«Wenn wir Prognosen für die Zukunft stellen wollen, müssen wir die Vergangenheit verstehen lernen. Das ist das einzige Mittel, das wir haben. Die Vorgänge heute tief im Boden bewirken die Veränderung der Landschaft an der Oberfläche von morgen.»
Geologin, Vulkanologin und Professorin an der Universität von Athen.
Für Evi Nomikou ist die Insel Santorini mit ihrer sichtbaren, tektonischen Bruchkante ein offenes Buch der Erdgeschichte.
«Die Geologie hilft uns, die Zusammenhänge zu verstehen. Wenn wir die Verbindung zu den Zusammenhängen verlieren, sehen wir nicht die Konsequenzen unserer Handlungen.»
«Wenn wir alle auf dieselbe Weise denken, im selben Format, laufen wir Gefahr, dass wir fatalen Irrwegen bis zum Schluss folgen. Und umgekehrt bringen wir uns um die Möglichkeit, eine vielleicht bessere Lösung für ein Problem von jemandem wahrzunehmen, der eine andere Perspektive auf die Dinge hat.»
Ornithologe der Universität Wrocław, studiert seit über 30 Jahren die Vögel im Wald von Białowieża, den letzten Urwald Europas.
1 / 5
Protagonist:innen
Róbert Molnár, Luigi Rotolo, Guy Spenle, Michel Petitjean, Daan Verfaillie, Evi Nomikou, Tomasz Wesołowski, Jovan Divjak, Dževad Karahasan, Nermin Ibrulj, Alma Ganz, Ronny Nygård, Ingrid Sommerseth
Regie
Vadim Jendreyko
Buch und Recherche
Vadim Jendreyko, Anna Götte
Kamera
Marcus Winterbauer, Jonas Jäggy, Vadim Jendreyko
Ton
Patrick Becker, Maria Molina, Moritz Springer
Schnitt
Giles Gardner, Vadim Jendreyko
Originalmusik
Daniel Almada
Sound Design
Daniel Almada
Produzent
Vadim Jendreyko
Assoziierte Produzent:innen
Hercli Bundi, Susanne Guggenberger
Herstellungsleiter
Pascal Moor
Colorist and Digital Composition
Hannes Rüttimann
Pre-mix und Tonmischung
Daniel Almada, Dominik Avenwedde, Sound Studio TSL
Produktion
Mira Film GmbH, Zürich
In Koproduktion mit
SRF Schweizer Radio und Fernsehen und SRG SSR
Redaktion SRF
Urs Augstburger
Nationale Koordination SRG SSR
Sven Wälti
In Kooperation mit
Udo Bremer, ZDF/3sat
Gefördert von
Bundesamt für Kultur BAK
Swisslos-Fonds Basel-Stadt
Swisslos-Fonds Basel-Landschaft
Fachausschuss Film und Medienkunst BS / BL
Zürcher Filmstiftung
SUISSIMAGE
Succès Passage Antenne, SRG SSR
S. Fischer Stiftung
Volkart Stiftung
Grenzgänger Programm Robert Bosch Stiftung
Literarisches Colloquium Berlin
Verleih Schweiz
Vinca Film GmbH
Format
16:9Länge
136minFarbe
trueJahr
2024Original Sprache
Deutsch, Englisch, Griechisch, Bosnisch, Flämisch, Polnisch, Französisch, ChinesischUntertitle
Deutsch, Englisch, FranzösischLand
SchweizISAN
0000-0004-5473-0000-1-0000-0000-Y